0907
Menschen bei Bösch Boden Spies
Solange alles läuft, fällt Logistik nicht auf.
Rund 112.000 Tonnen an Fruchtzutaten und Nüssen hat Bösch Boden Spies in den vergangenen 12 Monaten weltweit bewegt. Eine enorme Herausforderung für unsere erstklassigen Logistik-Teams. Teamleiterin Bettina Otto und Logistics Manager Timo von Frieling gewähren Einblicke in ein Geschäft im Hintergrund.

Geburtsort: Hamburg. Arbeitsort: Hamburg. Wohnort: Hamburg. Schon das verbindet Bettina Otto und Timo von Frieling. Und beide sind mit Herz und Seele Logistiker. Timo von Frieling arbeitet seit September 2013 als ‚Logistics Manager‘ im Team von Bösch Boden Spies. Die Schützlinge des 31-Jährigen: Cranberrys und Walnüsse.
Cheflogistikerin ist seit Jahresbeginn Bettina Otto. 2003 begann die heute 39-Jährige als Sachbearbeiterin für TK- und Konzentratartikel im Unternehmen und betreute später die Abwicklung der Cranberrys. Inzwischen ist sie ‚Team Manager Logistics‘ unserer 22-köpfigen Abteilung, die von Hamburg aus die Warenbeschaffung und -lagerung sowie den Transport für 26 Produzenten aus 5 Kontinenten sicherstellt.
01
Frau Otto, das Tagesgeschäft war jahrelang Ihr Metier – das erledigen jetzt Herr von Frieling und seine Kolleginnen und Kollegen. Wo liegen nun Ihre Schwerpunkte?
Bettina Otto:
Statt Kunden und Lieferanten zu betreuen, laufen bei mir als fachlicher Führung jetzt die Fäden aus allen Logistik-Teams zusammen. Bei Fragen oder Unsicherheiten kommen Mitarbeiter zu mir und wir suchen gemeinsam nach Lösungen. Wenn nötig, unterstütze ich bei der Umsetzung oder vermittle den richtigen Ansprechpartner. Ich sorge intern für funktionierende Schnittstellen – innerhalb der Abteilung und mit allen anderen Unternehmensbereichen. Zudem ist es meine Aufgabe, die Kollegen gegebenenfalls fachlich weiterzuentwickeln. Die neue Aufgabe ist eine tolle Herausforderung.
02
Sind Logistiker die Problemlöser eines Unternehmens?
Bettina Otto:
Nicht generell. Mitunter sind wir eher die Problemvermeider, grundsätzlich ist es unser Ziel, dass keine Probleme in der Lieferkette auftreten und ein reibungsloser Ablauf garantiert ist. Wir haben 22 Logistikspezialisten in unserer Abteilung, von denen es jeder mit individuellen Waren, Prozessen und Partnern zu tun hat. Und da heißt es: Augen und Ohren aufhalten, um voneinander zu profitieren, auch mal Lösungsansätze bei Kollegen abzuschauen. Ganz viel netzwerken und miteinander sprechen ist wichtig. Im besten Fall entstehen Probleme so erst gar nicht oder bleiben klein.
Timo von Frieling:
Wir haben viele Kollegen mit enormem Fachwissen und stimmen uns mit unterschiedlichsten Abteilungen ab: Key Account Manager Supply, Sales, Qualitätssicherung oder eben die Logistik. Wir binden alle mit ein, um die beste Lösung zu finden. In dem Moment, in dem die Herausforderung auftaucht, freuen wir uns natürlich nicht, aber eine passende Lösung zu finden und es doch zu schaffen, das ist ein Erfolgserlebnis.
03
Welche Nüsse gibt es denn zu knacken, damit die Ware rechtzeitig ankommt?
Timo von Frieling:
Zunächst einmal entscheidet Mutter Natur, wann wie viel Ware verfügbar ist. Das ist schwer planbar. Wenn sich zum Beispiel die Walnuss-Ernte verspätet, suchen wir eine Alternative zur Verschiffung von der US-Westküste. Um die Ware noch pünktlich nach Europa zu bringen, schließen wir uns mit dem Lieferanten kurz und prüfen, ob eine Bahnladung über Kanada oder ein LKW-Transport quer durch die USA an die Ostküste die richtige Wahl ist. Die Transitzeit der Schiffe von dort ist wesentlich kürzer, jedoch birgt der weite Weg dorthin auch das Risiko für Verspätungen, die den Zeitvorteil aufheben.
Bettina Otto:
Oft gilt es gar nicht, große, harte Nüsse zu knacken, sondern viele kleine. Ebenso oft ist der Servicebereich und nicht der Transportweg betroffen. In meiner Anfangszeit zum Beispiel hatte ein Kunde sein Rechnungssystem umgestellt, das nicht zum System des Lieferanten passte. Individuell anpassen konnte er es nicht, wir aber schon. Manchmal sind es eher banale Probleme, die wir – oft kurzfristig – lösen.
04
Warenlogistik geschieht zum Großteil im Hintergrund, ist das ein Vor- oder ein Nachteil?
Bettina Otto:
Weder noch. Aber der Aufwand wird oft stark unterschätzt. Jedes Teammitglied ist ein Experte auf einem bestimmten Gebiet: im Zollwesen, bei Dokumenten, für Exporte in ein Drittland usw. Diese Verwaltung von Fachwissen, die starke Koordination, Absprachen, gemeinsam erdachte Lösungen, um Kunden und Lieferanten und mitunter unsere Dienstleistungspartner auf ein Level zu bringen, das sieht man nicht.
Timo von Frieling:
Solange alles läuft, fällt Logistik nicht auf. Man wird erst auf sie aufmerksam, wenn etwas nicht funktioniert.
05
Was muss ein guter Logistiker mitbringen?
Bettina Otto:
Bei unseren Azubis zum Groß- und Außenhandelskaufmann gucken wir in erster Linie auf das Interesse an Internationalität, anderen Kulturen und Märkten. Ebenso gefragt ist, sich gut organisieren und strukturieren zu können und den Überblick zu behalten, auch wenn es stressig wird. Kommunikationsfähigkeit ist essentiell, ebenso Zahlenverständnis, Flexibilität und Kreativität. Natürlich wird nicht aus jedem Azubi ein Logistiker, aber viele dieser Eigenschaften sind für diesen Bereich wichtig.
Timo von Frieling:
Über den Tellerrand hinauszuschauen und lösungsorientiert zu arbeiten ist wichtig.
06
Übernehmen Sie auch privat die Logistik in der Familie?
Bettina Otto:
Meistens habe ich gar keine Chance, die akute Logistik zu übernehmen: Mein Mann ist Taxifahrer. Aber ich plane – gemeinsam mit meinem Mann – unsere Reisen sehr gerne.
Timo von Frieling:
Bei uns bin ich für die Anreise und Unterkunft zuständig, während meine Freundin die restliche Reiseplanung übernimmt.
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Wobei schalten Sie vom Job ab?
Timo von Frieling:
Urlaub in der Natur oder auch ein kurzer Städtetrip sind genau das Richtige für mich. Zu Hause entspanne ich mich beim Lesen oder im Kreise der Familie unter unserem Apfelbaum.
Bettina Otto:
Reisen ist auch eines meiner größten Hobbys. Wohin, das können meine Kollegen auf meinem Bildschirmschoner sehen: in die USA, vor allem zum Wandern. Die Natur ist ein großer Entspannungsfaktor für mich. Genauso toll finde ich es, zwei Stunden durch einen Walmart zu laufen, um zu sehen, was es dort alles gibt und bei uns nicht. Und beim Kochen und Backen entspanne ich mich – demnächst wieder beim Marmelade-Einkochen.