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Hamburg, 18. März 2021

Störungen der Lieferkette, März 2021

Hiermit möchten wir Ihnen gerne einen Überblick zu den weiterhin andauernden Verspätungen im Seefrachtverkehr und die Auswirkungen auf die internationalen Lieferketten geben. Während in Europa trotz weiterhin lokaler behördlicher Beschränkungen im Landverkehr die Situation weitestgehend stabil und vorhersehbar geworden ist, stellen die Verfügbarkeit von Ausrüstung, Frachtraumkapazitäten und die laufende Anpassung von Fahrplänen den internationalen Seefrachtmarkt weiterhin vor große Herausforderungen.

Rückblick:
Im Frühjahr 2020 begann der Lockdown in China und breitete sich sukzessive über die ganze Welt aus, entsprechend gingen die Umsätze und der Welthandel zurück. Im Juni 2020 stieg das Frachtaufkommen dann wieder sprunghaft an, zunächst zwischen Asien und den USA. Mit der steigenden Erholung der Handelsrouten versuchten die Spediteure und Reedereien schnell wieder Kapazitäten zur Verfügung zu stellen. Diese reichten jedoch bald nicht mehr aus, den Bedarf abzudecken. Welche Faktoren gab es die zu der heutigen Situation führten?

Reduzierung von verfügbaren Containern
Während des ersten Lockdowns kamen teilweise die Handelsrouten zum Erliegen. In der Folge strandeten Container an Orten mit geringer Nachfrage, was die Anzahl von FCLs an Häfen reduzierte, die stark frequentiert wurden. Parallel begannen die Reedereien in dieser Zeit ihre Containerbestände zu reduzieren, was zu einer weiteren Limitierung der für den Warentransport verfügbaren Container führte. Die Knappheit an den Standorten mit hohem Bedarf ließ die Frachtraten sprunghaft nach oben schnellen während der Erholungsphase.

Überlastung der Häfen
Dazu kam, dass viele Häfen während der Lockdown-Phase das Personal an den Terminals und im Zubringerverkehr aufgrund von Hygienerichtlinien und Abstandsgeboten reduzieren musste, was eine Verringerung der Hafenumschlags- und Terminalkapazitäten zur Folge hatte. Als Resultat kam es in den Häfen zu Rückstaus, die die Zuverlässigkeit der Fahrpläne auf ein Rekordtief haben sinken lassen. Hiervon ebenfalls betroffen ist der Weitertransport im Inlandsverkehr. Folgen sind Verspätungen, verpasste Abfahrten und geringere verladene Mengen.

Geringere Schiffskapazitäten
Während der ersten Lockdown-Phase wurden Schiffe gezielt zur Wartung vom Markt genommen. Es gab außerdem Fahrten, die durch Covid-Fälle bei der Besatzung unterbrochen werden mussten. Beides sorgte für eine zusätzliche Verknappung der vorhandenen Kapazitäten.

Veränderung des Konsums
Einhergehend mit der weiterhin unvorhersehbaren Entwicklung und dem veränderten Kaufverhalten der Menschen während der Pandemie, haben sich weltweit Bedarfe im Handel verschoben. Die Reedereien versuchen sich durch Verlagerung der Kapazitäten, insbesondere Frachtraum und Equipment, den veränderten Bedarfsverschiebungen im Welthandel anzupassen, um stärker nachgefragte Routen zu bedienen. Dies führte jedoch zu einer weiteren Verknappung der Fracht-Kapazitäten einhergehend mit Preissteigerungen der Reeder.

Heutige Situation:
An der Westküste der USA kommt es u.a. durch ein seit Monaten gesteigertes Importvolumen inzwischen zu drastischen Verspätungen. Gleichzeitig stehen für Exportsendungen nicht ausreichend Container zur Verfügung, da das – mit Verzögerung – rücklaufende Leer-Equipment nur teilweise hierfür zur Verfügung steht, aber auch leer zurück nach Asien verschifft wird, erneut verbunden mit erhöhten Raten. Die Agriculture Transportation Coalition hat bereits eine entsprechende Bitte um regulierendes Eingreifen bei US-Präsident Biden vorgebracht.

Vor den Häfen liegen zahlreiche Schiffe in Warteposition und die Abfertigung der Schiffe geht teilweise mit erheblicher Verspätung einher. In Oakland beträgt die Wartezeit derzeit durchschnittlich 3- 6 Tage, in Long Beach bereits bis zu 14 Tage.

Inzwischen werden die Portcalls der Schiffe variiert, so dass nicht mehr jedes Schiff jeden ursprünglich geplanten Hafen anfährt. Auch dies hat erneut Auswirkungen auf die Kapazitäten für abgehende Container. Als Resultat werden Buchungen teilweise mehrfach geschoben mit einer Verspätung von mehreren Wochen.

Long Beach, Screenshot – www.marinetraffic.com (März 2021)

Oakland, Screenshot – www.marinetraffic.com (März 2021)

Inzwischen werden auch von der Ostküste der USA ähnliche Probleme gemeldet. Neben den bekannten Einschränkungen durch geänderte Fahrpläne und einen Kapazitätsengpass beim Equipment wurde die Ostküste auch durch diverse Winterstürme getroffen, die die Abwicklungen an den Häfen weiter beschränkte.

Wir gehen davon aus, dass die Situation in den nächsten 2-3 Monaten sicherlich noch herausfordernd sein wird und nicht mit einer schnellen Erholung zu rechnen ist.

Wir empfehlen folgende Maßnahmen:

  • Wir bitten um möglichst frühzeitige Bedarfsplanung und Abruferteilung
  • Bitte planen Sie mindestens eine Vorlaufzeit von weiteren 4 Wochen zusätzlich zu den bekannten Vorlaufzeiten vor dem gewünschten Verschiffungs- und/oder Liefertermin ein
  • Bitte sprechen Sie uns bei Fragen oder bei der Erarbeitung von Lösungen oder Alternativ-Routen an, wir beraten Sie gerne!

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Bösch Boden Spies GmbH & Co. KG

Quellen:

  • https://de.kuehne-nagel.com/-/services/seefracht/globale-herausforderungen-seelogistik
    angegebene Wartezeiten: „my KN“ – seaexplorer
  • https://agtrans.org/wp-content/uploads/2021/02/AgTC-The-Current-Export-Crisis_02-12-21-1.pdf

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